Leicht, leise, stark – und fast schon unfair

Mit dem Solace eRIDE 20 hat der Schweizer Sportartikelhersteller Scott ein E-Rennrad auf den Markt gebracht, das kaum als solches auffällt – und genau darin liegt seine größte Stärke. Das Rad vereint modernste Integration mit einem nahezu geräuschlosen Antriebssystem und einem sportlichen, tourentauglichen Charakter. Die „Radkrone“ hat das Rennrad dort ausprobiert, wo Genuss und Höhenmeter perfekt zusammenpassen: in der Südsteiermark.
Schon auf den ersten Blick begeistert das Solace durch seine klare Linienführung und den vollständig integrierten Aufbau: Akku, Motor und Kabelführung verschwinden elegant im HMX-Carbonrahmen. Angetrieben wird das Rad vom TQ HPR50-Motor – ein echtes Fliegengewicht unter den E-Antrieben mit 50 Nm Drehmoment und kaum wahrnehmbarem Geräusch. Dazu kommt ein 360 Wh Akku, der sich mit einem optionalen Range Extender (siehe Foto) um 160 Wh erweitern lässt.
Natürliches Fahrgefühl – ohne E-Bike-Feeling
Was mich am meisten fasziniert hat: Der Antrieb ist so gut integriert, dass man nie das Gefühl hat, ein E-Bike zu fahren. Das Fahrgefühl ist direkt, dynamisch - fast wie auf einem rein muskelbetriebenen Rennrad. Nur bei den kurzen, knackigen Anstiegen zeigt das System, was in ihm steckt: Man bleibt entspannt, während der Tour-Partner mit dem Bio-Renner ordentlich ins Schwitzen kommt.
Fast schon unfair – aber eben auch ein echtes Argument für alle, die gerne mit sportlicher Begleitung fahren, aber selbst nicht jede Steigung mit Puls 180 erklimmen möchten.
Vielseitig unterwegs
Das Solace eRIDE ist dabei mehr als ein reines Rennrad. Mit breiten 38-mm-Schwalbe-Reifen und der Möglichkeit, bis zu 50 mm breite Pneus zu fahren, bietet es genügend Komfort und Sicherheit für lange Ausfahrten auf Asphalt, Schotter oder Radwegen.
Die elektronische Shimano Ultegra Di2-Schaltung sorgte in meinem Fall für präzise Gangwechsel – auch wenn es in der Praxis – laut Rennrad-Foren – bei einzelnen Nutzern vereinzelt zu Problemen mit dem Umwerfer gekommen sein soll.
Alltagstauglich – mit kleinen Kompromissen
Positiv hervorzuheben sind die Montagemöglichkeiten für Schutzbleche, Gepäckträger und Seitenständer – ein seltener Luxus bei sportlich orientierten E-Rennrädern. Ein kleiner Kritikpunkt: Die Steuerung des Antriebs erfolgt über einen Knopf am Oberrohr – während der Fahrt ist dieser nicht optimal erreichbar, weil man eine Hand vom Lenker nehmen muss. Einige Fahrer haben deshalb auf eine zusätzliche Lenkerfernbedienung umgerüstet.
Auch die Ladebuchse ist etwas ungünstig unter dem Flaschenhalter positioniert. Hier hilft ein Adapter – allerdings muss dieser separat gekauft werden. Zum Schluss noch der Preis: Das Scott Solace eRide 20 hat eine UVP von 6.999 Euro.
Fazit
Das Scott Solace eRIDE 20 überzeugt im „Radkrone“-Test mit einem leichten Rahmen, exzellenter Motorintegration und einem sehr natürlichen Fahrgefühl. Es eignet sich für sportliche Touren genauso wie für den komfortablen Arbeitsweg – besonders für jene, die gern mit ambitionierten Rennradfahrern unterwegs sind, aber selbst etwas Unterstützung schätzen. Ein E-Bike, das sich nicht wie eines anfühlt - außer, wenn’s wirklich zählt.