Die Umweltschutzorganisation WWF will erstmals systematisch alle Forststraßen in Österreich erfasst haben und kommt zum Ergebnis, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten die Länge pro Hektar um 40 Prozent gestiegen ist. Während die Umweltschützer vor negativen Folgen warnen und Forstwirte es völlig anders sehen, hoffen Mountainbiker hingegen auf die Freigabe dieser Wege.

218.000 Kilometer lang sind alle Forststraßen in Österreich, eine Länge, die dem fünfeinhalbfachen Erdumfang entspricht. Das zeigt eine neue Studie, die im Auftrag des WWF Österreichs von E.C.O - Institut für Ökologie erstellt wurde. „Das extrem dichte Netz an LKW-befahrbaren Straßen zerschneidet unsere Wälder und wirkt sich negativ auf ihr Mikroklima, ihre Artenvielfalt und ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung aus“, kritisiert WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer, für die gerade Ur- und Naturwälder zu den wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen Klima- und Biodiversitätskrise zählen.

Um die negativen Auswirkungen von Forststraßen zu verringen und große zusammenhängende Waldflächen zu schützen, fordert der WWF strengere rechtliche Vorgaben. „Genehmigungsverfahren müssen Natur- und Klimaschutz stärker berücksichtigen sowie bundesweit vereinheitlicht und in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer verankert werden“, so Enzenhofer.

Kritik für Forstwirtschaft unbegründet

Die Sichtweise der Naturschutzorganisation teilt die Forstwirtschaft naturgemäß nicht. „Die Länge des Wegenetzes wird sicher stimmen, allein in Kärnten haben wir rund 30.000 Kilometer Forstwege“, so der erfahrene Kärntner Landesforstdirektor Christian Matitz. Das aber die Artenvielfalt darunter leidet, ist für Matitz schlichtweg falsch: „Gerade in Urwäldern leben viel weniger Tiere, weil diese Wälder dunkel sind. Viel besser sind bewirtschaftete Wälder, mit Bäumen unterschiedlichen Alters und Forststraßen, die für mehr Licht im Wald sorgen, was das Leben begünstigt.“ Außerdem speichern bewirtschaftete Wälder laut Matitz viermal mehr Kohlenstoff als nicht bewirtschaftete Wälder.

Mehr Bikestrecken

Österreichs Mountainbiker hingegen wollen dieses riesige Netz an Forstwegen - die laut Matitz bereits unter strengen Umwelt- und Naturschutz-Auflagen errichtet wurden - nutzen. „Ich verstehe nicht, warum Mountainbiker kriminalisiert werden, wenn sie auf einer Forststraße unterwegs sind“, so Kärntens Radkoordinator Paco Wrolich: „Vor allem in Österreich, einem Freizeitsport und Mountainbikeland brauchen wir viel mehr Strecken und wie man dank WWF sieht, gibt es diese ja auch. Deshalb brauchen wir eine Regelung, die das Mountainbiken dem Wandern gleichsetzt.“

Wrolich ist jedoch klar, dass nicht überall gefahren werden kann: „In gewissen Gebieten und Regionen, etwa im Bereich von Wiederaufforstungen oder Weideflächen und den Einstandsgebieten von Wildtieren sollte das Mountainbiken strikt unterbunden werden. Auf alle Fälle brauchen wir eine Lösung, denn das Radfahren und Mountainbiken gehört zu den am stärksten wachsenden Freizeitaktivitäten.“