Bosch hat eine neue Drive-Unit entwickelt, den Performance Line Bosch SX-Antrieb, der vor allem durch sein geringes Gewicht und sein natürliches Fahrgefühl überzeugen soll. Die „Radkrone“ hatte die Möglichkeit, den neuen Motor im Salzburger Bikeparadies Leogang auszuprobieren.

Bosch als weltweit größter Automobilzulieferer zählt auch zu den größten E-Bike-Motoren-Herstellern, der im Gegensatz zu vielen anderen, ein Komplettsystem anbietet - von verschiedenen Akkus über Displays bis hin zum Antiblockiersystem (ABS). Wurden bisher hauptsächlich kraftvolle Antriebe, wie der beliebte Bosch CX-Motor entwickelt, so wird Bosch mit dem neuen SX-Antrieb dem Trend hin zu leichteren E-Bikes gerecht.

So ist der neue SX-Mittelmotor nicht nur kleiner, sondern mit knapp zwei Kilogramm fast einem Kilogramm leichter als der leistungsstarke CX-Motor. „Der neue Antrieb richtet sich vor allem an sportliche Fahrer“, erklärt Heidemarie Paul von Bosch E-Bike Systems: „Damit können die Fahrradhersteller leichte E-Mountainbikes, Gravelbikes oder urbane E-Bikes realisieren.“

Trotz seiner äußerlichen Ähnlichkeit zum CX-Antrieb, verzichtet der SX-Motor auf eine dritte Untersetzungsstufe. Aufgrund der anderen Übersetzung verschiebt sich der Effizienzbereich nach oben. „Der Fahrer muss eine höhere, sportlichere Trittfrequenz aufbringen, um die volle Leistung ausschöpfen zu können“, so Heidi.

In Sachen Leistung kommt der Bosch SX auf 55 Nm (beim CX sind es 85 Nm) Drehmoment und 600 Watt in der Spitze. Denn anders als beim CX-Antrieb wird die maximale Leistung nicht dauerhaft vom Motor erbracht, sondern mittels Software dynamisch geregelt. Ist der Fahrer also mit einer entsprechend durchschnittlichen Eigenleistung unterwegs, wird er mit bis zu 40 Newtonmeter Drehmoment unterstützt. Tritt man härter in die Pedale zündet der Motor den Nachbrenner und gibt bis zu 55 Nm frei. Und dieses Mehr als Leistung spürt man. Generell verspricht der neue Bosch SX dadurch für ein natürlicheres Fahrverhalten und guter Reichweite, trotz kleinerer Akkus.

Richtig gelesen, der Trend zu immer größeren Akkus geht bei den Leicht-E-Bikes in die umgekehrte Richtung. Für den SX-Motor hat Bosch sogar einen neuen Akku entwickelt, den CompactTube 400, der wie der Name schon vermuten lässt, mit 400 Wattstunden daherkommt und zwei Kilogramm wiegt. „Im Vergleich zum kräftigen Bosch CX-Antrieb konnten wir das Systemgewicht beim SX-Antrieb um gut drei Kilogramm reduzieren“, erzählt Heidi stolz.

Bei den Fahrmodi kommt beim SX-Antrieb die neue progressive Unterstützungsstufe Sprint dazu, die sich nach der Kadenz des Fahrers richtet. Je schneller man in die Pedale tritt, desto mehr Power bekommt man vom Motor beigesteuert und erreicht so eine Unterstützung von bis zu 280 Prozent. Das soll vor allem E-Gravelbiker und E-Rennradfahrer animieren, immer mehr Eigenleistung zu erbringen. Beim E-Mountainbike wird der neue Sprint-Modus durch den E-MTB-Modus ersetzt, der wie der Turbo-Modus bis maximal 340 Prozent unterstützt.

Bosch überlässt es schlussendlich aber den Bike-Herstellern, welche vier Modi in ihren Bikes zum Einsatz kommen. Über die eBike Flow-App können die Fahrmodi in ihrer Dynamik, ihrem maximalen Drehmoment, der Stärke der Unterstützung sowie der Geschwindigkeit angepasst werden.

Wer trotz kleineren Akkus längere Radreisen und Touren unternehmen möchte, der hat ab dem Modelljahr 2024 auch die Möglichkeit, auf den optionalen und neuen PowerMore-Range-Extender mit 250 Wh zurückzugreifen. Der 1,6 Kilogramm schwere Zusatzakku, der an den Anschraubpunkten des Flaschenhalters montiert werden kann, steigert beim Bosch SX-Antrieb die Kapazität auf insgesamt 650 Wh.

Ich hatte in Leogang die Möglichkeit, den neuen SX-Antrieb zu testen, der in einem KTM Cross E-Bike verbaut war. Trotz des Leichtgewichts fühlt sich der Motor subjektiv stärker an, als Antriebe von Mitbewerbern und begeisterte mich vor allem wegen seines natürlichen Fahrgefühls. Obwohl der Motor nicht ganz so unauffällig ist, wie andere Light-Motoren, so begeistert er durch Stille. Bei niedriger Trittfrequenz nimmt man den Motor kaum wahr. Steigt die Trittfrequenz ist maximal ein leises Surren zu hören, das im Regelfall von den Umgebungsgeräuschen überdeckt wird.

Mit dem SX-Antrieb ist es Bosch gelungen, dass sich E-Biken nicht mehr wie Moped fahren, sondern wieder wie klassisches Fahrradfahren anfühlt. Einfach wunderbar.

Bei KTM in Oberösterreich freut man sich schon auf das Feedback der Kunden, wenn sie erstmals die neuen schlanken und leichten E-Bikes aus dem Modelljahr 2024 sehen und ausprobieren werden. „Das Handling der neuen E-Bikes wird einfacher und sie sind supersportlich“, freut sich KTM-Chef Stefan Limbrunner: „Dank des neuen SX-Antriebs und dem Einsatz weiterer Leichtbau-Komponenten konnten wir die E-Bikes zwischen 15 und 30 Prozent leichter bauen, als die bisherigen Modelle. Wir haben den Bosch SX bei vielen, unserer Modelle verbaut, vom sportlichen Fullys bis zum Kinderfahrrad.“